Gemeindebrief Juni/Juli/August
Liebe Gemeindemitglieder,
liebe Leserinnen und Leser,
alle an einem Tisch! So zeigt es das Bild aus Äthiopien. Es ist ein runder Tisch, um den alle Tiere versammelt sind. Der Löwe hat offensichtlich den Vorsitz, neben ihm der Elefant und der Springbock. Raubtiere und ihre Opfer sitzen an einem Tisch. Ob das gut gehen kann? Der Affe liest offensichtlich vom Lesepult aus der Bibel vor. Vielleicht ist es die prophetische Vision aus dem Buch Jesaja „Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh fressen wie ein Rind..." Schön wärs. Ist dem Tierfrieden zu trauen? An der feierlichen Tafelrunde, die an eine Abendmahlsszene erinnert, sehen nicht alle glücklich aus. Ist das Angst in den Augen der Tiere? Noch scheint das Vertrauen zerbrechlich.
Der Tierfrieden ist ein Jahrtausende altes Hoffnungsbild. Es stellt dem Betrachter die Frage: Wenn es schon die Tiere schaffen, sich an einen Tisch zu setzen, warum gelingt es dann nicht den Menschen?
Im Juli findet das G20-Gipfelreffen in den Messehallen, also in unserem Gemeindegebiet statt. Die politische Elite der 20 führenden Industrienationen trifft sich am Konferenztisch, darunter Trump, Putin und Erdogan. Die großen Tiere bleiben unter sich. Es geht um Macht, nicht um Menschenrechte, Toleranz und Verteilungsgerechtigkeit. Das löst Protest und Widerstand aus, ein massives Sicherheitsaufgebot wird aufgefahren. Ein belastender Ausnahmezustand für die Bewohner des Karo- und Schanzenviertels. Das macht vielen Angst. Gehen oder bleiben? Das ist lange schon das Nachbarschaftsthema.
Alle, die über den 7. und 8. Juli bleiben, werden wir unter dem Motto „Alle an einem Tisch" einladen, mit uns ein nachbarschaftliches Picknick zu feiern. An Gottes Tisch ist für alle Platz. Von dieser Großzügigkeit Gottes zu lernen, das wünschen wir uns in diesem Sommer.
Ihre St. Pauli Pastoren
Martin Paulekun und Sieghard Wilm
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